Dienstag, 23. November 2010

Eine Krone für Deutschland (Benjamin Haasis)

Gesehen in: BLAUE NARZISSE (lesen und handeln)



















Autor: Benjamin Haasis








Eine Krone für Deutschland: Monarchismus in der Bundesrepublik



Krone Der Monarchismus in Deutschland gilt gemeinhin als ausgestorben. In der Schule wird er höchstens im Geschichtsunterricht erwähnt. Doch nicht alle sind von der republikanischen Staatsform überzeugt und so hat sich abseits der politischen Masse eine Vielzahl monarchistischer Klein- und Kleinstorganisationen gebildet. Viele Leser werden sich jetzt fragen, ob monarchistische Organisationen in Deutschland überhaupt legal sind. Natürlich ist der einzelne Monarchist durch die Artikel 2 bis 5 des Grundgesetzes geschützt, aber muss ein monarchistischer Zusammenschluss nicht automatisch verfassungsfeindlich sein? Die gesetzliche Lage ist unklar.

Ist Monarchismus verfassungsfeindlich?

Zwar hat das Bundesverfassungsgericht in einem Urteil zum Erbrecht der Hohenzollern aus dem Jahre 2004 festgestellt, dass das Grundgesetz der Wiedereinführung der Monarchie entgegenstehe. Dafür wurden die Artikel 20 Absatz 1 und Artikel 28 Absatz 1 des Grundgesetzes angeführt. Jedoch bezieht sich Artikel 28 nur auf die einzelnen Bundesländer und in Artikel 20 tritt „Republik“ nur als Namensbestandteil auf. Tatsächlich kommt die Republik als Staatsform für die Bundesrepublik im gesamten Grundgesetz nicht vor.

Die meisten monarchistischen Gesellschaften setzen sich für eine parlamentarische Monarchie ein. Die parlamentarische Monarchie ist eine Sonderform der konstitutionellen Monarchie, bei der der Monarch hauptsächlich repräsentative Aufgaben wahrnimmt. Dementsprechend würde nur der Bundespräsident gegen einen Monarchen ausgetauscht. Die in Artikel 20 Absatz 2 gewährleistete Volkssouveränität würde unangetastet bleiben.

Die größte monarchistische Organisation Deutschlands ist der Verein „Tradition und Leben“. Er wurde am 9. November 1918 als „Bund der Aufrechten“ gegründet. Zum Zeitpunkt des Verbotes aller monarchistischen Organisationen 1934 hatte er rund 100.000 Mitglieder, von denen viele in Konzentrationslager deportiert und getötet wurden. Nach dem Krieg sammelten sich alte und neue Mitglieder und 1956 wurde der jetzige Verein gegründet. Der Vereinsvorstand gibt die Zweimonatszeitung „Erbe und Auftrag“ heraus.

Genauso bemerkenswert ist der Dachverband „Deutsche Monarchistische Gesellschaft“. Sie wurde 2007 gegründet um möglichst viele Monarchisten zu verbinden. Zurzeit sind in ihm die „Pro Monarchie Stiftung“, die „Kaisertreue Jugend“, der „Bund aufrechter Monarchisten“, der „Bund aufrechter bayrischer Monarchisten und Föderalisten“ und der „Luisenbund“ organisiert. Mit der Gruppe „Monarchie der Zukunft“ besteht freundschaftliche Zusammenarbeit. Seit 2008 veranstaltet die „Deutsche Monarchistische Gesellschaft“ jedes Jahr ein wissenschaftliches Monarchieforum, zuletzt 2010 in Berlin. Der „Bund aufrechter Monarchisten“ gibt alle drei Wochen den digitalen Infobrief „Corona – Nachrichten für Monarchisten“ heraus.

In Deutschland und Österreich nicht ausgestorben

In Österreich versuchte der Verein „Schwarz-Gelbe Allianz“ an den Nationalratswahlen 2008 teilzunehmen, scheiterte aber, da er nicht genug Unterstützungserklärungen erhielt. Anders als die meist auf Hohenzollern ausgerichteten bundesdeutschen Organisationen tritt die „Schwarz-Gelbe Allianz“ für die Wiedereinsetzung der Habsburger ein. Zudem arbeitet sie mit der tschechischen Partei „Koruna ?eská“ („Tschechische Krone“) zusammen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche regional begrenzte Organisationen, die ihre lokalen Fürstenhäuser unterstützen, beispielsweise Anhängerorganisationen der Welfen und der Wittelsbacher.

Natürlich wird man nicht aus heiterem Himmel Monarchist und so findet sich auf den verschiedenen Internetseiten eine reichliche Sammlung von Argumenten für die Monarchie. Hier sollen nun die am meisten verbreiteten kurz vorgestellt werden:
  1. Ein Monarch ist politisch unabhängig. Da der Monarch nichtwiedergewählt werden muss, ist er resistent gegen kurzzeitige parteipolitische Interessen. Dadurch ermöglicht er langfristige Entscheidungen und politische Kontinuität.
  2. Der Monarch ist eine Identifikationsfigur. Als Vertreter des gesamten Volkes entfaltet er eine integrative Wirkung nach innen. Nach außen sind Monarchen oft angesehener und bekannter als ihre republikanischen Kollegen.
  3. Rein finanziell ist ein Monarch billiger als temporär abwechselnde, republikanische Staatsoberhäupter, da sich deren Rentenansprüche summieren.
  4. Zu guter Letzt wird in einer Monarchie der Thronfolger von klein auf für das Amt des Monarchen vorbereitet.
Man mag diese Argumente kritische betrachten, aber sie beweisen, dass Monarchisten nicht nur reaktionäre Spinner sind. Vielmehr ist es eine durchdachte politische Weltsicht. Insgesamt verstehen sich die meisten monarchistischen Organisationen als überparteilich, jedoch überwiegt themenbedingt eine konservative Grundeinstellung.

Monarchisten sind keine verquerten Dackelbesitzer

Zum Schluss sei noch darauf hingewiesen, dass die Internetseite des Monarchieforums ein umfangreiches Schriftenarchiv mit monarchistischer Literatur zur Verfügung stellt. Ab diesem Punkt sei es jedem Leser selbst überlassen, wie tief er sich weiter mit dieser Materie befassen und auf monarchistische Argumentation einlassen will. Für interessante Gedankenexperimente ist allemal gesorgt.

Internetseiten:

Tradition und Leben: http://www.pro-monarchie.de/

Schwarz-Gelbe Allianz: http://sga.monarchisten.org/

Bund aufrechter Monarchisten: http://www.aufrechte-monarchisten.de/

Kaisertreue Jugend: http://kaisertreuejugend.wordpress.com/

Monarchieforum: http://www.monarchieforum.org/

1 Kommentar:

radical royalist hat gesagt…

Eine Fleißarbeit, für die man dem Autor dankbar sein muß.

Gut recherchiert und solide, d.h. ohne Polemik geschrieben.

Leider kann ich ich, anders als der Autor, keinen "Monarchismus" erkennen - weder in Deutschland noch weltweit.

Alle "ismen" gelten als ausformulierte Ideologie, aber ist "Monarchismus" eine Ideologie? Gar eine ausformulierte? Das ist ja wohl nicht der Fall - weder in der BRD noch gar in europäischen Nachbarländern. Gäbe es eine gemeinsame Ideologie (bzw. Lehrmeinung), dann fiele den Monarchisten die Zusammenarbeit leichter. Aber die Existenz von Klein- und Kleinstgruppen, die der Autor erwähnt, deutet darauf hin, daß es mit dem ideologischen Unterbau nicht weit her ist. Ist das gut oder schlecht, daß es keine "monarchistische Ideologie" gibt? Das überlasse ich jedem selbst.

Ein weiteres Kennzeichen für das Fehlen eines "Monarchismus": Eine royalistische Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg gibt es nur in Ansätzen und nur auf persönlicher Ebene. Die Versuche, eine "monarchistische Internationale" zu gründen, z.B. die "Union Internationale Monarchiste" (UIM), verliefen zwei Mal im Sand. Schade eigentlich, aber zu unterschiedlich waren die nationalen Gruppen und zu schwierig die Finanzierung gemeinsamer Konferenzen.